Spielerisches Hundetraining
Warum Leichtigkeit gerade bei schwierigen Themen der Schlüssel ist
Spielen ist mehr als ein netter Zeitvertreib – es ist die Basis für Beziehung, Entwicklung und Lernen. Sowohl bei unseren Hunden als auch bei uns Menschen. Gerade wenn es um herausfordernde Themen im Hundetraining geht – wie etwa Medical Training oder die Veränderung von belastenden Verhaltensweisen – lohnt sich ein Perspektivenwechsel: Weg vom strengen Üben, hin zu einem fröhlichen, vertrauensvollen Miteinander.
Training, das mit Freude und Leichtigkeit verbunden ist, wird nicht nur lieber gemacht – es wirkt auch nachhaltiger.
Warum Spielen so wichtig ist – und unterschätzt wird
Das Wort „Spiel“ stammt vom althochdeutschen spil, was so viel wie „Tanzbewegung“ bedeutet. Dieses Bild finde ich sehr passend. Spielen hat etwas Unbeschwertes, Kreatives, Leichtes. Beim Spielen werden kognitive und motorische Fähigkeiten trainiert, soziale Regeln erlernt und der Umgang mit anderen geübt. Wer spielt, lernt – ganz nebenbei, mit Freude und Motivation – und das nicht nur in der Welpenzeit, sondern ein Hundeleben lang.
Vertrauen als Grundlage – im Spiel wie im Training
Wenn Ihr Hund ausgelassen mit Ihnen spielen kann, ist das ein Zeichen dafür, dass er sich in Ihrer Nähe und in diesem Moment wohl- und sicher fühlt. Solches Vertrauen ist ein wertvoller Ausgangspunkt für jede Art von Training – ob Rückruf, Medical Training oder Alltagsmanieren.
Echtes Spiel setzt voraus, dass man sich sicher fühlt – als Hund und als Mensch. Angst, Unsicherheit oder Stress sind Spielverderber. Dasselbe gilt für das Lernen: auch dafür sind Vertrauen, Entspannung und eine positive Grundstimmung die ideale Basis, um erfolgreich zu sein. Wer das Training als „gemeinsames Spiel“ begreift, schafft genau diesen Raum für Leichtigkeit und Verbindung.
„Ein Hund muss nicht durch Angst gehen. Vertrauen schaffen wir durch Geduld und Respekt, nicht Zwang.“ Karin Gummerer
„Ein Hund muss nicht durch Angst gehen. Vertrauen schaffen wir durch Geduld und Respekt, nicht Zwang.“ Karin Gummerer
Spielerisch beobachten – und den eigenen Hund besser verstehen
Im Spiel zeigen Hunde viel von ihrem Wesen. Ist Ihr Hund
- ein Turbo-Flitzer, der am liebsten durch die Gegend jagt?
- der körperbetonte Typ, Marke Eishockeyspieler, der gerne rangelt und schubst?
- der Taktiker, der er erst einmal gründlich nachdenkt, bevor er sich handelt?
- reagiert er empfindsam, ist schnell überfordert oder vorsichtig in seiner Annäherung?
Im freien Spiel zeigt Ihr Hund sehr viel Persönlichkeit. Diese Beobachtungen helfen Ihnen, das Training individuell auf Ihren Hund abzustimmen – und genau die Elemente einzubauen, die ihm entsprechen.
Bewegungsfreudige Hunde profitieren beispielsweise oft von „aktiven“ Übungseinheiten, bei denen Verhalten geshaped wird. Als TrainerIn eines solchen Hundes – und genau das sind Sie – ist man richtig gefordert, denn hier ist exaktes Timing notwendig, damit kein Durcheinander entsteht und der Hund versteht, was Sie von ihm wollen. Andere Typen sind mit freiem Formen überfordert und brauchen klare Strukturen, deutliche Hilfen, um ans Ziel zu kommen.
Training darf Spaß machen – gerade bei ernsten Themen
Besonders beim Medical Training, also beim freiwilligen Mitmachen bei Pflege-, Kontroll- oder Tierarztmaßnahmen, ist Leichtigkeit gefragt. Kaum etwas wäre kontraproduktiver, als dieses Thema mit Druck oder Ernsthaftigkeit zu überfrachten.
Warum nicht aus dem „Maulöffnen“ ein lustiges „Zeig-mal-Spiel“ machen? Oder aus dem „Stillhalten beim Abtasten“ ein „Geduldsspiel“ mit Jackpot?
Je mehr gute Gefühle mit einem Verhalten verbunden sind, desto verlässlicher wird es auch in stressigen Situationen abrufbar sein. Das gilt für die Stop-Übung genauso wie für das Bürsten, Ohrensäubern oder Pfotenabtrocknen.
Aus Übungen werden Spiele – so gelingt der Perspektivenwechsel
Hier einige praktische Beispiele, wie Sie alltägliches Training mit Leichtigkeit verbinden können, indem Sie die spielerische Komponente in den Vordergrund rücken:
- Geduldsspiel statt Geduldsprobe: Verweilen in einer Position wird durch eine eingebundene Suche spannend und belohnend.
- Fußposition als Trick: Statt mühsamer Korrekturen wird das „Fußlaufen“ zu einem kleinen Tanzspiel – mit Körpergefühl und Freude an Synchronität.
- Der Handtouch als Bewegungsspiel: Mit Spannung, Richtungswechseln und richtig Partystimmung.
Namensspiel, Stoppspiel, Rückrufspiel – die Perspektive zu wechseln eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Statt „Halte gefälligst still!“ wird z.B. beim Medical Training „Wer hält die Nase freiwillig in die Hand?“
Sie werden sehen: Je positiver ein Verhalten erlebt wird, desto lieber (= ausdauernder, intensiver, öfter) wird es gezeigt – auch dann, wenn es wirklich darauf ankommt.
„Erziehen kommt von ziehen und nicht von drücken!“ Sabine Schroll
oll
„Erziehen kommt von ziehen und nicht von drücken!“ Sabine Schroll
Schluss mit dem Ernst!
Fröhliches Training ist keine Schwäche!
Noch immer hält sich die Vorstellung, dass Lernen anstrengend, konzentriert und ernsthaft sein müsse. Ich finde, es ist höchste Zeit, diese überkommene Trennung zwischen „Spaßtraining“ und „ernsthaftem Arbeiten“ zu überdenken. Lernen darf – und soll – Freude machen!
Vielleicht haben Sie auch schon beobachtet, mit welcher Freude ein Hund seine Tricks vorzeigt und begeistert selbst schwierige Abläufe ausführt. Doch sobald es um die sogenannte Unterordnung geht, ist alle Begeisterung dahin und derselbe Hund spult nur mehr ein freudloses Pflichtprogramm ab.
Spaß und Freude sind keine Ablenkung – sie sind der Motor!
Ein Hund, der mit Freude lernt, lernt nachhaltiger.
Ein Team, das gemeinsam lacht, ist motivierter.
Wenn Mensch und Hund Spaß am Training haben, bleibt man konsequenter dran.
Spielerisches Hundetraining
Die Vorteile auf einen Blick
- fördert Motivation und Konzentration
- stärkt die Beziehung zwischen Mensch und Hund
- reduziert Stress und Unsicherheit
- auch schwierige Inhalte wie Medical Training werden einfacher vermittelbar
- erhöht die zuverlässige Abrufbarkeit von Verhalten – auch in schwierigen Situationen
Fazit: Spielerisches Hundetraining wirkt – gerade wenn’s schwierig wird
Mein Tipp für Sie:
Hinterfragen Sie in einer stillen Stunde Ihre Herangehensweise an „ernste“ Themen. Überlegen Sie, was es braucht, damit Sie selbst Spaß an und in einer Trainingssituation mit Ihrem Hund haben. Schaffen Sie sich die passenden Voraussetzungen. Und nachdem Sie Ihre „Spaßfaktoren“ berücksichtigt haben, tun Sie dasselbe mit denen Ihres Hundes. Sie beide werden auf vielfältige Weise davon profitieren: Bindung, Vertrauen, Motivation und sogar Konzentration werden mehr, Stress, Frust und Enttäuschung werden weniger. Anspruchsvolle Trainingsziele wie beim Medical Training können Sie dadurch leichtfüssiger, vergnüglicher und dadurch wesentlich schneller und erfolgreicher erreichen.
- Wie mache ich aus dieser Übung ein Spiel? und
- Was muss ich verändern, damit mein Hund so richtig Spaß dabei hat?
Denn wer gemeinsam spielt, lernt mit Leichtigkeit – und wächst als Team.
Ich hatte nicht nur in der Hundeschule sondern auch im Privatleben mit sehr unterschiedlichen Hundetypen zu tun. Und tatsächlich habe ich aktuell den zweiten Hund, der klipp und klar signalisiert, „wenn es keinen Spaß macht, kannst du mich gernhaben!“. Ein klarer Auftrag, würde ich sagen .
Wenn Sie sich intensiver mit fröhlicher, spielerischer und effektiver Trainingsgestaltung beschäftigen möchten, lade ich Sie herzlich ein, hundherum, den Mitgliederbereich von know wau, zu entdecken. Auch beim Onlinkurs Tierarzt- und Pflegetraining (Medical Training), der demnächst startet, geht es darum, wie Sie ernsthafte Trainingsanliegen spielerisch umsetzen können.
Denn Lernen darf leicht sein. Und Training darf Spaß machen – Ihnen und Ihrem Hund.
Ich wünsche Ihnen und Ihrem Hund eine „fetzen Gaudi“ beim Training und freue mich über Ihre Berichte.
Eure und Ihre
Karin Immler
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