… ist etwas ganz Besonderes. Und glauben Sie mir, ich muss es wissen. Ich teile mein Leben aktuell mit 2 Hundesenioren und auch davor durfte ich Hunde – und Katzen – in den letzen Jahren ihres Lebens begleiten. das war nicht einfach – aber schön! Irgendwie wird alles weicher, gemächlich und – ein wenig altmodisch formuliert – innig. Ja, es schwingt Wehmut mit, in den besonderen Momenten mit unseren Oldies. Und ja, die Vergänglichkeit – auch die eigene – wird mir im Leben mit meinen Grauen Schnauzen sehr bewusst,
„Die Endlichkeit des Seins“
Ich weiß nicht, ob Tiere Angst vorm Sterben haben, wie so viele von uns Menschen. Aber eines weiß ich ganz bestimmt, sie haben eine wunderbare Gabe, nämlich die, den Moment zu genießen. Ganz im Hier und Jetzt zu sein – mitten im Leben! Wenn sie so versunken in ihr Tun sind, dann ist das wohltuend unaufgeregt und ein Stück weit sogar ansteckend.
Unsere Hunde – und auch unsere Miezetatzen – sind wunderbare Lehrmeister in Sachen „Lebensfreude“ und ihnen zuzusehen, wie sie völlig aufgehend in ihrem Tun den Moment leben, hat etwas Heilsames. Es lässt mich bewusst innehalten und den Moment wahrnehmen. Wie riecht er? Wie fühlt er sich an? Hat einen Geschmack? Eine Farbe, ein bestimmtes Licht? Irgendwie ist es so, als würde in solchen Momenten die Zeit stillstehen – oder zumindest ihre Bedeutung verlieren.
Das kleine Glück im Augenblick
Im „Hier und Jetzt“ leben, den Augenblick genießen, das leben sie mir vor. Und sie brauchen nicht einmal ein „großes“ Glück für diese besonderen Augenblicke. Es sind Kleinigkeiten, ganz unspektakuläre Begebenheiten, die ganz offensichtlich Glücksgefühle bei ihnen auslösen: ein kleiner Streifen Sonnenschein auf dem Parkettboden, ein Blatt im Wind, eine besondere Spur im Gras, ein feines Leckerchen, eine Streicheleinheit zur rechten Zeit.
Das „Hier und Jetzt“ mit einem Hundeoldie ist irgendwie unauffällig. Die Vergnügungen sind beschaulicher. Wäre Tara früher vielleicht einem kullernden Tannenzapfen nachgejagt, so begnügt sie sich heute damit, ihn mit ihren Blicken zu verfolgen.
„So ein alter Kerl ich bin, wo ich Liebe sehe, ist mir’s immer, als wär ich im Himmel“
Johann Wolfgang von Goethe
„So ein alter Kerl ich bin, wo ich Liebe sehe, ist mir’s immer, als wär ich im Himmel“
Johann Wolfgang von Goethe
Mit manchen Veränderungen hadere ich und es fällt mir schwer, sie zu akzeptieren. Dass rund ums Schnäuzchen und um die Augen mehr und mehr weiße Haare im schwarzen Fell auftauchen, ist nicht so schlimm. Dass der Gang meiner 13jährigen staksiger wird, sie manchmal ungeschickt ist und stolpert – das ist jedesmal ein ein Nadelstich in meinem Herzen. Hat früher ein leises „Tara“ ausgereicht und sie stand da, wedelnd und zu neuen Schandtaten bereit, so muss ich sie inzwischen manchmal holen, weil sie so tief schläft, dass sie mein Rufen nicht hört.
Schlaf ist überhaupt so ein Thema! Ich staune, was meine beiden Oldies schlafen können – unwahrscheinlich! Und so tief! Und dann das Schnarchen! Dabei bin ich manchmal richtig froh, wenn ich sie schnarchen höre. Gerade wenn ein Tag nicht so toll war und ich merke, dass sie mit etwas Mühe hatten, dass es einem der beiden nicht so gut geht, kann es schon passieren, dass ich nachts wach werde und lausche und sich bei leisen Schnarchgeräuschen aus Richtung der Körbchen unendliche Erleichterung bei mir breit macht.
„Jeder Schritt ist der Weg!“ Petra Gruber
„Jeder Schritt ist der Weg!“ Petra Gruber
Petra Gruber, die Urheberin der Aktion 10plus, die ich Ihnen bei der Gelegenheit besonders ans Herz legen möchte, hat in einem Interview gesagt: „Das Leben mit einem alten Hund entschleunigt!“ Genauso ist es. Beim Spaziergang zählen schon lang nicht mehr die Meter. Wenn es so heiß ist, wie dieser Tage, dann kommen wir gar nicht recht weit. Bei uns in der Nähe gibt es eine kleine Schlucht mit einem kühlen Bächlein, da wird geplanscht und geschnüffelt und dann zuckeln wir gemütlich wieder heim.
Für meinen Hundeopa Mogli ist vielfach nur mehr Garten – oder Auslauf auf unserem Trainingsgelände – angesagt. Das ist ihm viel lieber als in einer ungewohnten Umgebung spazieren zu gehen. In meinem Wohnort gibt es eine wunderschöne Hundewiese, da ist vormittags kaum Betrieb, was uns sehr zupass kommt. Die beiden Hunde schnuppern und schnüffeln und decken mit bewundernswertem Engagement ihren Informationsbedarf. Da kann sich sogar mein Ollerchen Mogli eine Stunde lang hingebungsvoll mit den News of the Week beschäftigen. Ich sitze derweil gemütlich auf der Bank und hänge meinen Gedanken nach – Entschleunigung pur.
Das Leben ist Veränderung
Es war ein Prozess, das so hinzunehmen. Ich hatte lange ein schlechtes Gewissen, den Kleinen so viel zuhause zu lassen. Doch irgendwann ist mir klargeworden, dass keiner etwas davon hat, wenn ich ihn unterwegs dabei habe: Tara nicht, weil sie ständig auf ihn warten musste – sie ist ja trotz ihrer Jahre noch um vieles flotter unterwegs. Und ich nicht, weil ich total unentspannt werde in meinem Bemühen, mich irgendwie doch nach beiden zu richten. Und Mogli erst recht nicht, weil es ihm viel zu viel ist (er ist außerdem blind und fast taub).
Alter Griesgram
„Erst wenn ein Anzug abgetragen ist, beginnt seine Glanzzeit“ Heinz Rühmann
„Erst wenn ein Anzug abgetragen ist, beginnt seine Glanzzeit“ Heinz Rühmann
Es ist nicht immer leicht mit alten Hunden. Sie hängen sehr an ihren Gewohnheiten, werden sturer, wenn Sie so wollen. Beim Essen werden sie möglicherweise empfindlicher, vertragen nicht mehr alles oder sind einfach nur mäkeliger. Die Schlafgewohnheiten ändern sich. Nicht nur länger, öfter und tiefer – sondern vielleicht auch gerne wärmer und weicher. Manchmal werden sie griesgrämig und unbeduldig und Mogli erinnert mich ziemlich oft an meinen verstorbenen Großvater in seinen letzten Lebensjahren.
Oldies im Tierheim
Ich habe wenig Verständnis für Menschen, die ihre alten Hunde abgeben, weil sie nicht mehr so schön, so aktiv sind oder weil sie mehr Rücksichtnahme im Alltag brauchen. Wie herzlos, den Gefährten abzuschieben! Menschen, die aus finanziellen Gründen, weil sie die zusätzlichen Mittel für medizinischen Behandlungen nicht aufbringen können, eine Abgabe ihres Hundeseniors in Erwägung ziehen, möchte ich ermutigen, Hilfe zu suchen, zum Beispiel bei örtlichen Tierschutzinitiativen. Auch so manche Facebookgruppe hat schon in der Not geholfen und das Geld für eine Operation oder Futterspenden aufgebracht. Alte Tiere haben wenig Vermittlungschancen, und doch gibt es Menschen, deren Herz vor allem für die Grauen Schnauzen schlägt.
„Eine Gesellschaft … die das Alter nicht erträgt … wird an ihrem Egoismus zugrunde gehen“ Willy Brandt
„Eine Gesellschaft … die das Alter nicht erträgt … wird an ihrem Egoismus zugrunde gehen“ Willy Brandt
Sabine Neumann zum Beispiel hat mit ihrem Verein Tier-reich, ein ganz wunderbares Projekt geschaffen, ein Hundehospiz sozusagen. Egal wie aufwendig die Betreuung und Versorgung der Hundeomas und -opas ist, der Lohn ist das Besondere, das sich im Leben mit alten Hunden offenbart. „Man bekommt alles zurück, was man ihnen gibt.“ hat sie einmal zu mir gesagt. Und genau so ist es auch!
Das Tier-reich freut sich immer über Unterstützung, die finanziellen Aufwendungen sind erheblich und Geld- wie Sachspenden (Futter, Medikamente – nach Absprache) werden gerne angenommen.
Wenn Sie einen Oldie, eine graue Schnauze zuhause haben, dann drücken Sie sie bitte von mir – und wenn nicht, dann haben Sie keine Angst davor, dass diese Zeit kommen wird. Genießen Sie das Leben mit Ihrem/Ihren Vierbeinern – ganz im Hier und Jetzt – so wie diese es uns vormachen.
Herzlichst
Eure und Ihre
Karin Immler
Mein Tipp: Erste-Hilfe-Onlinekurs für Hunde und Katzen*
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So sehe ich das auch, Danke für den klasse Beitrag.
Ja Karin, es ist wirklich so, wie Du das „Leben mit einem Hundesenioren beschreibst“! Ich habe gute Vergleiche mit meinem Scotty, auch all diese Änderungen stelle ich – bei meinem inzwischen mindestens 10 jährigen Hundefreund – fest. Aber ich liebe ihn mehr als je zuvor.
Liebe Grüße, alles Gute
Edith mit Scotty