Und es ist wieder passiert!
Mein Hund ist gestorben, der Hund, der mich über Jahre begleitet hat. Wieder ist von einem Moment auf den anderen nichts mehr wie es war. Wieder bleibt irgendwie die Zeit stehen und alles rundherum verschwimmt.
Wieder gehe ich durch die Wohnung, die plötzlich viel zu groß ist, zu still und zu leer. Mir ist, als hörte ich das vertraute Schnarchen und die Tapser auf dem Parkett. Ich ertappe mich dabei, dass ich mich nach dem Hund umsehe, der nicht mehr da ist. Ich lege wie gewohnt ein Bröckchen beiseite, „für den Hund“. Ich öffne die Autofenster ein paar Minuten vor der Abfahrt, damit es nicht so warm ist „für den Hund“. Die Türe bleibt angelehnt „für den Hund“. Alles für den Hund, der nicht mehr da ist.
Mein Hund ist tot
„Es ist der Verlust einer Beziehung, der uns so sehr schmerzt und zu schaffen macht“ Eva Dempewolf
„Es ist der Verlust einer Beziehung, der uns so sehr schmerzt und zu schaffen macht“ Eva Dempewolf
Der Hund, der ein Teil meines Lebens war, ist nicht mehr da. Einfach nicht mehr da. Und mein Leben ist plötzlich löchrig geworden wie Schweizer Käse, weil dieser Hund an allen Ecken und Enden fehlt, weil er Löcher in meinem Leben hinterlässt. Große schwarze Löcher – überall.
Abschiednehmen wird nicht leichter
Es ist nicht das erste Mal, dass eines meiner Tiere stirbt. Doch das macht es nicht leichter. Gewöhnen kann man sich daran wohl nicht. Ich jedenfalls nicht.
Dieses Mal war ich darauf vorbereitet, dass mein Hund sterben wird. Ich wusste, dass die Tage gezählt sind, die wir noch miteinander haben werden. Wie oft habe ich mich sagen hören, dass Tara wohl nicht mehr lange leben wird. Zuletzt dachte ich nicht mehr in Jahren oder Monaten, sondern in Wochen – und dann in Tagen – und plötzlich in Stunden. Leichter wird das Abschiednehmen dadurch nicht, vielleicht ein wenig weicher, nicht so dramatisch.
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Viele meiner LeserInnen haben schon erlebt, was ich gerade erlebe. Manche – mit dem ersten Hund an ihrer Seite – haben Angst davor, dass diese Zeit einmal kommen wird. Einige fürchten sich jetzt schon vor dem Abschiednehmen, vor dem Verlust eines Freundes, einer Freundin. Andere weisen den Gedanken daran weit von sich. Die Angst vor dem Verlust geht bei einigen so weit, dass sie kein Tier mehr zu sich nehmen, weil sie den Schmerz nicht noch einmal erleben möchten.
Außerhalb „unserer Welt“ herrscht mitunter Unverständnis über die Trauer, die Traurigkeit und die Leere, die wir empfinden, wenn unsere Hunde sterben.
Ich bin zutiefst dankbar, dass die Menschen in meinem Leben Verständnis haben, dass es mir nicht gut geht, dass ich gerade nahe am Wasser gebaut habe und dass ich vielleicht nicht wie gewohnt „funktioniere“. Es ist ein Geschenk, dessen Wert mir wohl bewusst ist. Ich bin nicht allein mit meinem Kummer. Ich bekomme Zuspruch, Verständnis und Unterstützung von lieben Menschen und man lässt mir Zeit. Zeit, die ich brauche, um mich in meinem Leben wieder zurechtzufinden – ohne diesen Hund, der gestorben ist, der einfach nicht mehr da ist.
Tod und Sterben als Tabu
Tod und Sterben sind nicht gerade unsere Lieblingsthemen, ganz im Gegenteil. In unserer Gesellschaft gilt es eher als Tabu. Wir wollen nichts darüber hören, wollen es nicht sehen. Und schon gar nicht wollen wir uns persönlich damit auseinandersetzen. Dabei trifft es uns als TierhalterInnen sogar wiederholt, die Lebensdauer unserer tierischen Gefährten ist deutlich kürzer bemessen als unsere.
Wer einen Hund, eine Katze, ein Pferd verliert, darf nicht immer auf Verständnis für den großen Kummer hoffen, den er/sie empfindet. „Es war doch nur ein Hund, eine Katze, ein Pferd!“ Dieser Ausspruch steht nicht nur für mangelndes Einfühlungsvermögen, sondern auch für Unsicherheit und Hilflosigkeit im Umgang mit dem Mysterium Tod.
Nein, es war nicht nur ein Hund
Nein, es war nicht nur ein Hund, eine Katze, ein Pferd!
Tara war meine Freundin, meine Gefährtin, ein Familienmitglied. Sie war in den intimsten, peinlichsten und blödesten Momenten an meiner Seite und hat sich dennoch niemals über mich lustig gemacht, mich belogen, betrogen oder hintergangen. Wir haben über Jahre zusammen gelebt, sie war immer um mich, mehr sogar, sie war mir immer nah. Sie war Teil meines Lebens, ein wichtiger Teil.
„Die Welt dreht sich einfach weiter, aber Deine eigene Welt und Du – Ihr steht still? Ohnmächtig, fassungslos und trauernd?“ Silke Christensen
„Die Welt dreht sich einfach weiter, aber Deine eigene Welt und Du – Ihr steht still? Ohnmächtig, fassungslos und trauernd?“ Silke Christensen
Der Verlust des geliebten Hundes kann ebenso tiefe Gefühle der Trauer mit sich bringen wie der eines geliebten Menschen. In den letzten Jahren beginnt sich sogar so etwas wie eine Trauerkultur zu entwickeln, für die allerdings noch eine breite gesellschaftliche Akzeptanz fehlt. Viele Menschen fragen sich, ob es in Ordnung ist, so stark um ihr Tier zu trauern und schämen sich für ihren Schmerz.
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Je nach spiritueller Anbindung gibt es Unterstützung für die Sterbebegleitung und heilsame Rituale für den Abschied von dem geliebten Tier. Ich lege Ihnen ans Herz, sich rechtzeitig zu orientieren, um darauf zurückgreifen zu können, wenn es notwendig wird. Wenn Ihnen der Tod Ihres Tieres den Boden unter den Füßen wegzuziehen droht, müssen Sie nicht einsam und alleine durch dieses tiefe Tal. Sie dürfen Hilfe in Anspruch nehmen. Sie dürfen trauern.
Für heute schließe ich in tiefer Trauer um die geliebten Tiere, die Teil meines Lebens sind und waren.
Traurig, dass ihr gegangen, glücklich, dass ihr bei mir gewesen seid.
Eure und Ihre
Karin Immler
Vielen Dank. Inzwischen ist es schon wieder eine Weile her, dass Tara gestorben ist und ein anderer wunderbarer Vierbeiner begleitet mich. Ich darf gar nicht daran denken, dass auch seine Tage gezählt sind. Wir können daraus nur lernen, die Gegenwart zu genießen und uns die Liebe im Herzen zu bewahren. VlG Karin Immler
Ich weiß ganz genau, wie Sie sich fühlen. Es tut mir wirklich leid. Auch unser Hund ist vor kurzem gestorben und ich fühle eine Leere in mir. Wir werden definitiv ein Friedhof für Tiere aufsuchen.
Oh wie traurig. Ich fühle mit Ihnen. Alles Gute für Sie und für Tati. Möge sein Weg über den Regenbogen ein friedvoller sein. Mit traurigen Grüßen Karin Immler
Es ist Nacht.Ich liege im Bett, mein Seelenhund Tati einen Meter entfernt in seinem Körbchen und ich heule … Denn ich weiß, dass ich ihn gehen lassen muss. Er kann sich kaum noch auf den Hinterbeinen halten: Spondylose und Arthrose. Es hat sich in den letzten 2Wochen überraschend und dramatisch verschlechtert und wenn er nicht dreimal täglich Schmerzmittel bekommt, leidet er große Schmerzen. Tati ist mein bester, liebster Freund. Unvorstellbar, ohne ihn zu sein! Aber weil ich ihn so liebe, muss ich ihn gehen lassen. Er soll nicht leiden. Aber bei keinem meiner Hunde ist es mir so schwer geworden wie bei diesem wunderbaren Freund.
Was für eine Geschichte! Die arme Jule! Ich kenne leider bereits einige solcher Geschichten im Zusammenhang mit Knochenkrebs. Gut, dass es jenseits des Regenbogens keine Schmerzen gibt. Run free, liebe Jule. Alles Liebe für Sie.
Unser Hund war eine Wasserratte. Sie ist immer kopfüber ins Wasser gesprungen und war nicht mehr zu halten, wenn sie Wasser sah. Eines Tages fiepte sie leicht beim Reinspringen. Wir dachten, dass Sie sich ein Splitter eingezogen hat, aber es wurde nicht besser … eher viel schlimmer. Also sind wir zum Tierarzt gegangen. Der Tierarzt schaute sich die Pfote an und sagte, dass es nichts wäre und schickte uns weg. Die Tage vergingen und (Jule, so hieß sie) jaulte bei jeder Bewegung und lag nur noch unter dem Tisch. Also sind wir nochmal zum gleichen Tierarzt gegangen. Der röntgte ihre Pfote, nahm Blut ab und sagte, dass sie wahrscheinlich simuliert, aber schickte uns zum anderen Tierarzt. Am nächsten Tag gingen wir dann zu diesem Tierarzt … er schaute sich Jule an und röntge ihre Schulter. Er zeigte uns das Röntgenbild … man sah keine richtige Schulter mehr. Der Knochenkrebs hat ihre ganzen Knochen zerfressen und sie lebte nur noch für uns. Es war so schlimm, dass sie Morphium für ihren letzten Tag bekam. Sie durfte an dem Tag alles essen, was Sie wollte, denn am nächsten Tag, erlösten wir sie.