Wie werde ich Konfliktmeister?

Christina Wenz von www.mediation-wenz.de hat zur Blogparade Wie werde ich zum Konfliktmeister? aufgerufen und mit animiert, über Konflikte und deren Bewältigung nachzudenken. Dabei bin ich gar keine Freundin von Konflikten. Aber vielleicht muss man sich gerade deshalb auch damit auseinander setzen.  Denn nur weil ich keine Konflikte mag, bin ich ja noch lange nicht davor gefeit.

Konflikte in der Hundeszene

Als Hundemensch hat man ja reichlich Gelegenheit zu Konflikten. Es gibt zum Beispiel jede Menge Konfliktpotential im Zusammenhang mit Menschen, die keine Freude an Hunden haben und sich durch Hunde in irgendeiner Art beeinträchtigt, belästigt oder gar gefährdet fühlen.

 

Auch die Konflikte zwischen HundehalterInnen, die unterschiedlicher Meinung sind, wenn es um Hunde, Hundehaltung und Hundeerziehung geht, würden Bücherregale füllen. Konfliktträchtige Begegnungsgeschichten beispielsweise erhitzen ganze Gruppen und Foren im Internet. Und wenn es dann um die diversen Ausbildungsphilosphien geht oder womöglich um die Fütterung! Dann kann es ganz schön krachen im WorldWideWeb.

 

Perspektivenwechsel

„Oft führ man gern aus seiner Haut. Doch wie man forschend um sich schaut, erblickt man ringsum lauter Häute, in die zu fahren auch nicht freute“ Eugen Roth

Eine gute Strategie ist es, erst einmal in die Haut des anderen zu schlüpfen. Denn – um bei den Klassikern zu bleiben – Sie finden es ja auch nicht witzig, wenn ein fremder Mensch oder ein Tier in Ihren Garten eindringt und dort womöglich seine Notdurft verrichtet.

Und das ist auch gleich mein erster Ansatz in Sachen „KonfliktmeisterIn“:  Anerkennen, dass der/die Andere genauso recht hat wie Sie – nämlich aus seiner/ihrer Sicht. Vielleicht ist der Konflikt damit schon beendet, weil Sie in Zukunft einfach darauf achten, dass Ihr Hund nicht in Nachbars Garten läuft.

Außerdem habe ich im Laufe der Jahre immer wieder festgestellt, dass es ein guter Weg ist, das Gespräch zu suchen.  Als Trainerin für Menschen mit Hund habe ich oft mit Konflikten zwischen Hundeleuten und Nicht-Hundeleuten zu tun.

  • Die Nachbarn sind sauer, weil der Hund bellt, wenn er alleine zuhause ist.
  • Das Kind in der Reihenhaussiedlung  fürchtet sich vor dem Hund, der am Zaun entlang rennt und schimpft.
  • Die Katzenbesitzerin im übernächsten Haus hat Angst um ihr Haustier (das sie – nebenbei bemerkt-  ebenso liebt, wie Sie Ihren Hund).
  • Die Arbeitskollegen ärgern sich über den Schmutz, den Ihr Hund im Büro macht.

Die Fronten sind oft ziemlich verhärtet. Wir Hundeleute reagieren ja mitunter ganz schön schräg, wenn es um unsere Hunde geht. Natürlich! Wir fühlen uns persönlich angegriffen und in Frage gestellt, als HundeführerIn, als Mensch – und überhaupt: „Wer gegen meinen Hund ist, ist gegen mich!“

Also raus aus den Emotionen und Bahn frei für Lösungen!

 

 

Lösungsorientiert!

„Früher habe ich mich mit euch auseinandergesetzt – heute setze ich mich mit euch zusammen“ Graffito

Und daher lautet mein Rat in vielen Fällen, das Gespräch zu suchen und zwar direkt mit den BeschwerdeführerInnen. Aktiv auf die Menschen zugehen: „Ich kann mir vorstellen, wie unangenehm es für Sie ist, wenn mein Hund in der Wohnung bellt!“ Und dann Bereitschaft zeigen, an der Sache zu arbeiten. Signalisieren Sie, dass Sie das Problem erkannt haben und  dass es Ihnen ein echtes Anliegen ist, eine Lösung zu finden. Erzählen Sie Ihrem Nachbarn, dass Sie eine Trainerin engagiert oder sich in der Hundeschule eingeschrieben haben, um das Problem in den Griff zu kriegen. Beziehen Sie ihn mit ein und bitten Sie um Unterstützung: „Vielleicht dürften wir Sie zum Training dazu bitten?“ Damit habe ich wirklich sehr gute Erfahrungen gemacht. Nicht immer sofort – aber so nach und nach. Menschen sind erfreut und fühlen sich wertgeschätzt, wenn sie merken, dass ihre Bedenken ernst genommen werden.

Und genau das finde ich für „KonfliktmeisterInnen“ äußerst wichtig: Nehmen Sie Ihr Gegenüber ernst. Respektieren Sie die unterschiedliche Wahrnehmung! Wir alle haben unsere persönliche Werteskala – auch der Nachbar!

 

Konsens als ideale Konfliktlösung

Konfliktlösungen gibt es einige. Die schönste/beste/erstrebenswerteste ist der Konsens – also die Übereinstimmung. Und die erreichen Sie weder durch patzige Reaktionen, noch durch Ausweichen resp. Flucht, sondern einzig und alleine durch Kommunikation. Denn Konsens bedeutet, dass beide Parteien zufrieden sind. Und um diese Zufriedenheit zu erreichen, braucht es Kommunikation und die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen.

 

Nicht alles persönlich nehmen

Wie Anna Meissner in ihrem Blogartikel „Konfliktmeister mit Hund“ schreibt, ist der Hund oft nur die Spitze des Eisbergs und in Wahrheit geht es um ganz andere Dinge.  Und das ist vielleicht mein wichtigster Denkansatz in Sachen „KonfliktmeisterIn“:

Nehmen Sie die Dinge nicht persönlich! In vielen Fällen – wir bleiben der Einfachheit beim Nachbarn – geht es gar nicht wirklich um Sie resp. um Ihren Hund. Ihr Nachbar ist vielleicht einfach nur sauer, weil sein Garten mehr Arbeit macht als Freude. Oder weil sein Sicherheitsbedürfnis groß ist und ein freilaufender Hund für ihn eine Bedrohung bedeutet – jeder freilaufende Hund, nicht nur der Ihre!

 

 

Kämpfen ist anstrengend

„Der klügste Krieger ist der, der niemals kämpfen muss“ Sun Tse

Jedenfalls ist aus der Sicht der Wissenschaft Kampf die hierarchisch letzte aller möglichen Strategien zur Konfliktbewältigung und meines Erachtens auch die anstrengendste.

 

Konfliktmeister Hund

Nehmen wir uns ein Beispiel an unseren Hunden. Sofern Hunde gut sozialisiert sind, sind sie echte Konfliktmeister. An oberster Stelle steht das Bemühen, Konflikte von vorneherein zu vermeiden, sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Ist es doch passiert, dann wird versucht, zu deeskalieren und ohne gröbere Reibungsverluste aus der Sache herauszukommen – und meistens gelingt das auch.

Wie lauten Ihre Strategien zur Konfliktlösung? Ich bin gespannt.

 

Ich wünsche Ihnen viel fröhliches Wedeln in Ihrem Leben und freue mich über Kommentare und Anregungen.

Herzlichst
Eure und Ihre
Karin Immler

 

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