Wie Sie das beste Training ruinieren
Wer seinen Hund erziehen, mit ihm trainieren möchte, der gibt sich naturgemäß meist ziemliche Mühe damit. Umso schlimmer, wenn dann das Training nicht greift und/oder nicht den erwünschten Erfolg bringt. Das ist dann dumm gelaufen.
Abgesehen davon dass trotz aller Mühen manche Ziele trainerisch nicht erreichbar sind, weil körperliche, charakterliche, gesundheitliche oder aus sonstigen Voraussetzungen fehlen, gibt es ein paar Missgriffe bzw. Fehler, die jedes noch so gut gemeinte Training ruinieren:
5 Dinge, die im Training nichts verloren haben:
Ungeduld:
Meistens ist es nicht böse gemeint. Eher vielleicht ist mangelnde Gründlichkeit in der Vorbereitung die Ursache dafür, dass Ihnen während des Trainings der Geduldsfaden reißt und sie zu schnell vorgehen. Besonders die ganz wichtigen Schritte am Anfang jedes Trainings, die Basis, der Grundaufbau, fallen oft der Ungeduld des Menschen zum Opfer. Nur weil es einfach ist, nur weil der Hund das „sowieso“ richtig macht, heißt es noch lange nicht, dass Sie diesen Trainingsschritt einfach auslassen können. Im Gegenteil: es ist ein bisschen so wie beim guten alten Lego. Wenn sie etwas richtig Hohes bauen wollten, einen Turm beispielsweise, dann mussten Sie zunächst für ein gutes, ein stabiles, ein belastbares Fundament sorgen, die großen, guten Steine nehmen, die besonders gut hielten. Andernfalls wäre der Turm zwar vielleicht hoch geworden, aber vermutlich ziemlich wackelig. Auch im Training ist es sehr sehr wichtig, dass Sie für eine gute Basis sorgen. Umso stabiler sollte diese sein je höher Sie im Training hinaus wollen.
Unklarheit:
Zum einen geht es beim Training darum, dass Sie eine klare Vorstellung davon haben, wohin die Reise gehen soll. Sie sollten ein deutliches Bild davon haben, was Ihr Hund tatsächlich lernen soll. Welches Verhalten soll Ihr Hund in der fraglichen Situation zeigen?
Was macht deutlicher, welches Verhalten Ihr Hund lernen soll? “Mein Hund soll nicht bellen“ oder „mein Hund ist in dieser Situation still“? Suchen Sie positive Bilder für Ihr Trainingsziel, also das, was Ihr Hund tun soll und nicht das, was er nicht tun soll „Mein Hund hat vier Pfoten am Boden, wenn Gäste kommen“ ist als Trainingsziel wesentlich besser geeignet, als „mein Hund soll Gäste nicht anspringen“.
Ein weiterer Aspekt von Klarheit ist Ihr Verhalten. Wie klar ist ihr Auftreten in der jeweiligen Situation, wie eindeutig ihre Gestik, wie deutlich ihr Signal? Unterscheidet sich ihr Sichtzeichen oder Ihr Hörzeichen von anderen Signalen, die sie verwenden? Hat ihr Hund überhaupt die Chance, zu erkennen, was sie von ihm möchten?
Schlechte Vorbereitung:
„Wenn ein Seemann nicht weiß, welches Ufer er ansteuern muss, dann ist kein Wind der richtige “ Lucius Annaeus Seneca
„Wenn ein Seemann nicht weiß, welches Ufer er ansteuern muss, dann ist kein Wind der richtige “ Lucius Annaeus Seneca
Es lohnt sich wirklich, sich einen Trainingsplan zu machen – zumindest im Kopf. Dazu gehört, dass sie sich überlegen, welche Hilfsmittel und Utensilien Sie brauchen und wie das optimale Trainingssetting aussieht. Dazu gehört auch, für diesen Plan so viele Zwischenschritte wie möglich einzubauen. Ebenfalls zur Vorbereitung gehört es, sich gut zu überlegen welche Belohnung sich für dieses Training eignet bzw. was tatsächlich für das gewünschte Verhalten als Verstärker wirkt. Geht es beispielsweise um Begegnungstraining für einen Hund, der fremde Menschen nicht mag, dann ist Futter möglicherweise nicht der ideale Verstärker. Für diesen Hund wäre vielleicht die schönste Belohnung, dass der fremde Mensch wieder weg geht oder der Hund sich weiter weg bewegen kann. Denn letztlich bestimmt die Konsequenz darüber, ob ein Verhalten öfter oder intensiver gezeigt wird.
Nein, Pfui und aus!
Manchmal habe ich den Eindruck, dass diese drei die Lieblingswörter viele Hundehalterinnen sind! Dabei finde ich sie ehrlich gesagt ziemlich verzichtbar. Und im Kontext des Trainings haben sie ohnehin nichts verloren.
„Ein Manager steigt um so schneller auf, je stärker er seine Mitarbeiter fördert“ Robert Green Ingersoll
„Ein Manager steigt um so schneller auf, je stärker er seine Mitarbeiter fördert“ Robert Green Ingersoll
Stellen Sie sich vor, jemand drückt ihnen einen Klumpen Plastilin in die Hand und fordert sie auf „mach was Schönes draus!“ Sie besehen sich den unförmigen Klumpen und fangen an, so ein bisschen daran herum zu spielen. Kaum drücken Sie irgendwo in die Knetmasse, herrscht man Sie an: „Nein, lass das!“ Sie drücken den Klumpen an einer anderen Stelle und wiederum ertönt „Nein, lass das!“ Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass dadurch Ihre Kreativität gefördert wird. Hören Sie das „Nein“ oft genug, dann werden Sie vermutlich eher die Knetmasse nehmen und Ihrem Gegenüber ins Gesicht werfen, als irgendwelche kreativen Höhenflüge zu entwickeln.
Ihr Hund weiß ja im Training auch nicht, worauf Sie hinauswollen – zumindest nicht von Anfang an. Er ist darauf angewiesen, auszuprobieren, worum es Ihnen geht. Ist das Training clever gestaltet (fehlerfreies Lernen), wird er schnell das richtige ausprobieren. Wird das ständig gerügt und gemaßregelt, wird die Lust am Ausprobieren versiegen. Im schlimmsten Fall macht ihr Hund unaufgefordert gar nichts mehr.
„Ned g‘schimpft is globt g’nua!“
Lange überholt aber dennoch nicht auszurotten ist diese Philosophie „Nicht geschimpft, ist genug gelobt“. Training darf nicht nur Spaß machen, Training soll sogar Spaß machen! Und zwar allen Beteiligten. Denn was einen mit Freude, mit Begeisterung erfüllt, das lernt man viel besser.
Feiern Sie nach Herzenslust gemeinsam mit Ihrem Hund die Erfolge, nicht nur die großen, sondern auch die kleinen, die vielen Zwischenschritte/Zwischenerfolge. Dadurch wird das Training nicht nur lustiger, es wird auch machbarer. Denn es ist ein großer Unterschied, ob Sie auf irgendeine ferne , abstrakte Vision hin arbeiten, die Ihnen unerreichbar erscheint, oder ob Sie Schritt für Schritt ein Ziel nach dem anderen anpeilen, abarbeiten, erreichen und die Etappen gemeinsam feiern können.
Damit ist natürlich noch lange nicht alles über gutes Training gesagt. Sicherlich gibt es noch allerhand mehr, dass sie berücksichtigen sollten, wenn Sie Wert auf gutes Training legen. Aber Sie werden sehen, wenn Sie diese 5 No Gos berücksichtigen, dann ist schon viel gewonnen und Ihr Training wird enorm davon profitieren.
Also haben Sie Spaß beim Training, feiern Sie die gemeinsamen Erfolge und führen Sie Ihren Hund von einem Etappensieg zum nächsten! Gutes Gelingen wünscht
herzlichst
Eure und Ihre
Karin Immler
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Vielen Dank Dominik und herzliche Grüße, Karin Immler
Hallo,
sehr schöner Blogbeitrag, den du da erstellt hast…das musste ich jetzt einfach loswerden. 🙂
LG Dominik
Danke liebe Kerstin, für deinen Zuspruch und weiterhin viel Freude mit Grisu und Kessie, herzlich Karin Immler
Ein toller Artikel, mit so viel Wahrheit, gerade bei der Hundebegegnung erkenne ich meine Grisu wieder. Ihm ist auch der Abstand zum anderen Hund viel mehr wert, als jedes Leckerchen. Man muss einfach auch mal einen Blick auf das Positive legen, damit lebt es sich doch einfach viel schöner. Ich sehe, dass mein Grisu zum Beispiel nicht jede Hund anbellt, sondern nur bestimmte. Ist doch wunderbar. Und meine Kessie winselt, sobald es Zeit für die Fütterung wird, aber das finde ich doch mal viel besser, als einen Hund zu haben, der total mäkelig ist.
Liebe Grüße
Kerstin mit Grisu & Kessie