Einer muss doch der Chef sein?!

Ja, da stimme ich Ihnen völlig zu.

Letztendlich muss einer das Sagen haben. Aber ganz ehrlich! Was zeichnet denn einen guten Chef aus? Denken wir nur an unsere eigenen Berufserfahrungen: wer war denn in Ihrem Leben ein guter Vorgesetzter, eine gute Vorgesetzte? Jemand, der sie bei jeder Gelegenheit angebrüllt und kritisiert hat? Jemand, der Ihnen jeden Handgriff vorgeschrieben und kontrolliert hat? Oder jemand, der Sie immer wieder in Situationen gebracht hat, in denen Sie völlig überfordert waren und dann auch noch Theater gemacht hat?

 

Sind Sie ein guter Chef?

„Gute Führungskräfte führen auf der Basis von Respekt und Anerkennung“ Lars Credo

Sie sehen schon, worauf ich hinaus will: ein guter Chef weiß, was er Ihnen zutrauen kann und wo Sie Unterstützung (oder Schulung) brauchen. Er/sie kann über Ihre kleinen Schwächen hinweg sehen und lässt Ihnen auch Zeit und Möglichkeit, Ihre eigenen Lösungen zu entwickeln.

 

Chef und Trainer

Eine realistische Einschätzung, was die Kapazitäten Ihres Mitarbeiters – Ihres Hundes – betrifft, also seine körperlichen, charakterlichen und mentalen Möglichkeiten, ist eine wichtige Voraussetzung für ein gutes Zusammenleben. Gute Einschätzung hilft Ihnen, das Training entsprechend zu gestalten und dadurch dem Hund zu helfen, die erwünschten Verhaltensweisen zu erlernen. Und andererseits ermöglicht Ihnen eine klare Einschätzung eine ebenso klare Bewertung, ob Ihr Hund soweit ist, sich in dieser oder jener Situation dem Training entsprechend zu verhalten. Kann er das nämlich – noch – nicht, dann ist Management angesagt.

 

Management erspart Kummer und Sorgen

„Management ist die schöpferischte aller Künste. Es ist die Kunst, Talente richtig einzusetzen“ Robert S. McNamara

Management bedeutet Umsichtigkeit und bewusste Gestaltung von Situationen. Denn es ist nicht eben fair, den Hund sehenden Auges in eine Situation zu lassen, der er (noch) nicht gewachsen ist. Fair wäre es, vorher zu überlegen, ob Ihr Hund damit klar kommen kann. Oder ob z.B. eine größere  Distanz helfen würde, vielleicht die Rückzugsmöglichkeit in seine Sicherheitszone (Box) oder eine sonstige Maßnahme, die Sie setzen können. Per definitionem bedeutet Management die Organisation von Aufgaben und Abläufen. Und genau darum geht es: Organisieren Sie den Ablauf des Sonntagnachmittagsbesuches oder des Kindergeburtstags. Überlegen Sie vorab, wann der Hund dabei ist bzw. wo er ist, wenn er nicht dabei ist. Überlegen Sie rechtzeitig vor Seminarantritt, wie viel Zeit Ihr Hund zum Akklimatisieren braucht und wo Sie seine Box oder seine Decke platzieren.

 

 

Unsere Hunde – unsere Regeln

Unsere Hunde leben in einer Welt, in der wir Menschen die Regeln machen. Ziemlich viele Regeln sogar, von denen ein großer Teil für Hunde völlig unlogisch ist. Hält unser  Vierbeiner sich an diese Regeln, ist er ein braver Hund. Tut er das nicht, gibt es Probleme. Was wir dabei oft übersehen ist, dass der Hund unsere Hilfe braucht, um mit all diesen Menschen-Regeln klarzukommen. Das bedeutet, dass Sie selbst zunächst einmal Klarheit über die Regeln brauchen, an die Ihr Hund sich halten soll. Das klingt vielleicht selbstverständlich, die Praxis zeigt aber, dass in vielen Familien weder Einigkeit noch Klarheit über die Hunderegeln herrscht. Und wie soll dann der Hund verstehen, was wir von ihm erwarten?

Entsprechende Unterweisung ist eine wichtige Hilfe. Gute Führung eine weitere.

 

Haben Sie Führungsqualitäten?

„Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut“ Laotse

Weiß Ihr Hund überhaupt, was Sie von ihm erwarten? Klare und eindeutige Kommunikation erleichtert Ihrem Hund, sich so zu verhalten, wie Sie es gerne möchten. Ist Ihre Kommunikation unklar und verwirrend, ist es ganz schön viel von Ihrem Hund verlangt, dass er Sie trotzdem verstehen soll.

Sind Sie ein guter Lehrer, eine gute Lehrerin? Können Sie Ihren Schützling für ein Thema begeistern und ihn zu guten Leistungen motivieren? Motivierte Schüler – auch die vierbeinigen – freuen sich über gemeinsame Zeit und gemeinsames Training. Geschickte Themenwahl gehört dazu. Ein guter Chef kennt die Hobbies und Interessen seiner Teammitglieder und berücksichtigt sie bei der „Auftragsvergabe“.

Ein guter Chef ist sich auch nicht zu schade, mitzuhelfen, wenn Not am Mann ist. Er springt in die Bresche und verteidigt „seine Leute“. Er ist vor Gott und der Welt stolz auf „seine Mannschaft“, die er für die beste der Welt hält. Und er kann sich ehrlich mit dem Team über Erfolge freuen.

 

Gemeinsam feiern!

Feiern Sie Erfolge? Nicht nur die großen, sondern auch die kleinen?

Erfolge zu würdigen und Wertschätzung zu zeigen – das sollte für einen guten Chef, eine gute Chefin selbstverständlich sein. Und dabei zählen nicht immer nur die ganz großen Ziele. Es sind die vielen Zwischenschritte, all die kleinen Erfolge, die uns – und unsere Hunde – Schritt für Schritt voran bringen. Und darum, diese Erfolge auch gemeinsam zu feiern und Ihre Freude darüber mit Ihrem Hund zu teilen – und zwar so, dass er auch wirklich merkt, wie sehr Sie sich freuen.

 

Immer nur auf Anweisung?

Darf Ihr Hund gelegentlich auch „nur Hund“ sein oder einfach einmal etwas ausprobieren? Oder muss er permanent „funktionieren“?  Hat er zumindest gelegentlich ein Mitspracherecht? Darf er auch einmal entscheiden, welchen Weg Sie wählen?

Wie gut kennen Sie Ihren Hund, seine Ängste, seinen Kummer? Erkennen Sie überhaupt, wenn er Angst hat oder überfordert ist? Und helfen Sie ihm dann?  Oder sagen Sie einfach nur „Da muss er durch!“ und lassen ihn mit seiner Angst allein.

Sind Sie launisch und unberechenbar? Oder kann Ihr Hund sich darauf verlassen, dass Sie in jeder Situation sicher und gelassen bleiben und ihm die Unterstützung geben, die er braucht?

 

 

Abschließen möchte ich diesen Artikel mit einem Satz von Anselm Grün „Führen ist die Kunst, den Schlüssel zu finden, der die Schatztruhe des Mitarbeiters aufschließt.“  

Ihr Mitarbeiter ist der Hund!

Also: Sie sind der Chef! Machen Sie was daraus, suchen Sie den Schlüssel zu seiner Schatztruhe!

 

Ich wünsche Ihnen viel fröhliches Wedeln in Ihrem Leben und freue mich über Kommentare und Anregungen.

Herzlichst
Eure und Ihre
Karin Immler

 

Keinen Blogartikel mehr verpassen!